Das Anti-Kriegs-Museum und ein erstes Friedensprogramm

Diese Route des Friedensspaziergangs beginnt am Anti-Kriegs-Museum, führt über die Ernst-Friedrich-Promenade und endet vor der Gedenktafel für den katholischen Priester und Pazifisten Max-Josef Metzger in der Willdenowstraße. Dabei laufen Sie durch die Genterstraße, wo das Anti-Kriegs-Museum zwischen 1982 und 1998 kurzzeitig beheimatet war. Zu Fuß laufen Sie ungefähr eine Viertelstunde.

Stationen

  1. Ernst-Friedrich-Promenade, 13353 Berlin und Anti-Kriegs-Museum, Brüsselerstraße 21, 13353 Berlin
  2. Max Josef Metzger Gedenktafel, Willdenowstraße 8, 13353 Berlin
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Erste Station

Das Anti-Kriegs-Museum und die Ernst-Friedrich-Promenade

Brüsselerstraße 21, 13353 Berlin

Der Pazifist Ernst Friedrich war Begründer des weltweit ersten Anti-Kriegs-Museums. Während des Nationalsozialismus musste er aus Deutschland fliehen.

Skulptur von Angelo Monitillo: Ein Mensch, der über seinem Kopf ein Gewehr zerbricht, Ernst-Friedrich-Promenade, 13353 Berlin
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Ernst Friedrich wurde 1884 geboren und entwickelte sich als junger Erwachsener zu einem antiautoritären Pazifisten und Antimilitaristen. Den Dienst an der Waffe im Ersten Weltkrieg verweigerte er mehrmals, weswegen er zunächst in einer Beobachtungsstation für Geisteskranke untergebracht und schließlich inhaftiert wurde. Die Zeit im Gefängnis nutzte Friedrich, um über die anfängliche Kriegsbegeisterung der Deutschen, die Kriegsursachen und deren Beseitigung nachzudenken. Aus diesen Überlegungen entstand 1924 schließlich sein bis heute meist verkauftes Buch „Krieg dem Kriege“. 1925 erwarb Friedrich ein kleines Haus in Berlin, in der Parochialstraße 29, das er mangels finanzieller Mittel selbst renovierte und zu einem Museum gestaltete. Dort zeigte er mithilfe von Zeitungen, Postkarten und Briefen sowie Spielzeug und Alltagsgegenständen die Seite des Ersten Weltkriegs, die niemand wahrhaben wollte: Entsetzliches und unvorstellbares menschliches Leid. Damit war die Gründung des weltweit ersten Anti-Kriegs-Museums geschehen. Bereits die Eröffnung seines Museums sorgte für erhebliches öffentliches Ärgernis in der damals stark militarisierten Gesellschaft. Bis 1933 erlebte Friedrich für sein pazifistisches Engagement 13 Verhaftungen und Gerichtsverhandlungen, die sein gesamtes Vermögen kosteten. Doch schließlich, im März desselebn Jahres, zerstörte die sog. SA der Nationalsozialisten Friedrichs „Haus des Friedens“, um daraus ein Sturmlokal und eine Folterkammer zu errichten. Friedrich und seine Familie waren zur Flucht ins Exil gezwungen. Als er 1936 in Belgien Asyl erhielt, eröffnete er dort eine neue Anti-Kriegs-Ausstellung. Doch als im September 1940 die deutsche Wehrmacht in Belgien einfiel, zerstörten die Nationalsozialisten auch dieses Museum. Friedrichs damalige Lebensgefährtin wurde deportiert und im Konzentrationslager ermordet. Friedrich und sein Sohn flohen nach Frankreich. Dort schloss er sich 1942 entgegen seiner Überzeugungen von Gewaltlosigkeit der Resistance an. Im Mai 1967 starb Ernst Friedrich in Frankreich. Während der Friedensbewegung der 1970er und 80er Jahre in Deutschland erlebten seine Bücher und Ideen einen erneuten Aufschwung, er galt für viele als eine Ikone der Friedensbewegung. Übrigens: Sind Ihnen die beiden Soldatenhelme, die über dem Eingang des Museums hängen aufgefallen? Friedrich brachte sie damals vor seinem Museum an - einer war sowjetisch, einer US-amerikanisch und aus beiden wuchsen Blumen.

Fragen

  1. Wie viel weiß man heute über Ernst Friedrich?
  2. Hatten die Nationalsozialisten Erfolg mit ihrem Vorhaben die Erinnerung an den Pazifisten zu auszulöschen?

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Quellen

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Weg zur nächsten Station

Die nächste Station ist die Gedenktafel für Max Josef Metzger in der Willdenowstraße 8, 13353 Berlin.

Angekommen!

Zweite Station

Gedenktafel für Max Josef Metzger

Willdenowstraße 8, 13353 Berlinn

Max Josef Metzger war ein katholischer Priester und Pazifist, den seine Erfahrungen im Ersten Weltkrieg maßgeblich prägten und dazu veranlassten ein Friedensprogramm für die Kirche zu entwickeln.

Gedenktafel für Max Josef Metzger, Willdenowstraße 8, 13353 Berlin
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Max Josef Metzger wurde 1887 geboren und arbeitete 1914 als Divisionspfarrer an der französischen Front. Während seiner Zeit im Kriegsgeschehen entwickelte er eine Betroffenheit, die seinen Glauben infrage stellte. 1943 erläuterte er, dass er den modernen Krieg mit seinen politischen Machtkonstellationen und übergreifenden Verflechtungen für sinnlos hielt, da jede beteiligte Partei Verluste zu erleiden hätte. Mit seiner Theorie von der „Vaterländischen Friedensarbeit“, erklärte er Alkohol und die Unmoral als inneren Volksfeind, den jedes Volk zu bekämpfen hätte. Metzger vertrat die Auffassung, dass die Schuld am Ersten Weltkrieg international zu verantworten sei und daraus auch eine internationale Pflicht für die Gewährleistung eines Weltfriedens resultierte. Die Grundlage für Frieden aller Völker seien Gerechtigkeit, Liebe und der christliche Glauben. Metzger forderte deshalb, dass auch Politik und Diplomatie nach diesen Prinzipien handeln müssten, um Völkerfreundschaft zu erreichen. Sein Friedensprogramm enthielt zwölf Punkte, darunter das Ende des Krieges, die Beendigung des Auf- und Wettrüstens und die Überwindung des kriegsverursachenden Geists. Aufgrund seiner Ansichten und Friedensarbeit stand Metzger seit den 1930er Jahren unter Beobachtung der Gestapo und wurde bis 1940 bereits zwei Mal verhaftet. In der Hoffnung, in einer Großstadt weniger aufzufallen, zog er nach Berlin. Am 17. April 1944 wurde er im Zuchthaus von Brandenburg-Görden hingerichtet.

Fragen

  1. Max Josef Metzger war Katholik und hatte Schwierigkeiten mit der Definition eines gerechten Kriegs. Wie positioniert sich die Kirch heute dazu?
  2. Was war an Metzgers christlicher Moralvorstellung vor dem Hintergrund seiner Zeit vielleicht besonders progressiv?

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Quellen

Fertig

Sie haben das Ende des Spaziergangs erreicht. Besuchen Sie uns bald wieder im Anti-Kriegs-Museum!

Sie möchten sich an diesem Projekt beteiligen? Sie haben Ideen für weitere Stationen? Dann sprechen Sie uns an, kontaktieren Sie uns per Mail info@anti-kriegs-museum.de besuchen Sie unsere Website und folgen Sie uns auf Instagram. Berlin hat noch viele weitere Orte, die zu einer Station im Friedensspaziergang werden können und wir freuen uns, wenn Sie ihn gemeinsam mit uns gestalten!

Auf Wiedersehen!

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